Wellness kommt in die Wohnung

Der ehemalige Marktführer im heimischen Saunabau ist zum zweiten Mal in fünf Jahren pleite. In der Wellnessbranche geht es den Premiumanbietern aber gut. Der Trend geht stärker zum Privatgeschäft und in den Wohnbereich.
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Der Wunsch, es sich gut gehen zu lassen, treibt die Wellnessbranche an.
Der Wunsch, es sich gut gehen zu lassen, treibt die Wellnessbranche an.
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Auf dem Markt für Saunen und Infrarotkabinen hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Marktanalysen des Beratungsunternehmens Kreutzer, Fischer & Partner (KFP) berichten regelmäßig von starken Rückgängen vor allem im Privatbereich. Andererseits erklären Premiumanbieter wie Klafs oder Physiotherm, die stark auf Innovationen setzen, das Geschäft sei stabil. Pro Jahr kommt die Branche in Österreich laut dem jüngsten KFP-Branchenradar auf weniger als 60 Mill. Euro Umsatz. Zudem gibt es Billigangebote in Baumärkten, wo Saunen teilweise unter 1000 Euro angeboten werden. Auch Diskonter hatten schon Infrarotkabinen ab 700 Euro im Programm. Offensichtlich haben sich beide Bereiche weiter voneinander entfernt. Laut Branchenschätzung werden jährlich in Österreich rund 10.000 Saunen verkauft, bei Wärmekabinen zwischen 6000 und 8000.

In dieser Entwicklung droht jetzt dem Salzburger Traditionsbetrieb Silgmann Saunabau nach mehr als 40 Jahren das Aus. Zum zweiten Mal binnen fünf Jahren musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Die Passiva betragen 1,7 Mill. Euro, an Aktiva sollen 300.000 Euro vorhanden sein. 2011 hatten die Schulden mehr als vier Mill. Euro betragen. Unter anderem endeten Großprojekte wie Tauern Spa Kaprun oder Therme Oberlaa mit Verlusten. Laut Gläubigerschutzverbänden sollte Silgmann mit 22 Mitarbeitern geschlossen werden, Geschäftsführer Hannes Bachinger gibt sich noch nicht geschlagen: "Es laufen Gespräche in alle Richtungen."

Im Saunabau dominiert seit Jahren die Firma Klafs, die vor 50 Jahren in Schwäbisch Hall gegründet wurde. Monika Kober, Co-geschäftsführerin der Österreich-Tochter, zeigt sich mit den Geschäften zufrieden: "Wir können die Märkte gut halten. Für uns spielen Billiganbieter oder Baumärkte keine große Rolle. Wellness wird immer mehr Teil des gehobenen Wohnens", sagt Kober. Sie ortet einen Trend zu individuellen Lösungen, bei Hotels und auch bei Privaten.

Im Tourismus zeige sich das am Boom bei Chaletdörfern, bei denen Wellnesseinrichtungen wie Sauna und Whirlpool zum Standard gehören. Das Ursprungsprodukt der finnischen Sauna wird heute mit Zusatzanwendungen ausgestattet, etwa mit Infrarotsitz, einer Biosauna und auf Wunsch mit Fernsteuerung über eine Handy-App. Klafs setzt in Österreich 14 Mill. Euro im Jahr um. Das Unternehmen hat ein Modell entwickelt, das in einem Schrank Platz findet und sogar im Schlafzimmer aufgestellt werden kann. Wertmäßig machen private und gewerbliche Anlagen ungefähr gleich viel aus, sagt Kober. Nach Stückzahlen entsprechen aber acht private etwa zwei gewerblichen Einheiten.

Innovative und platzsparende Lösungen stehen auch Physiotherm, dem größten Anbieter von Infrarotwärmekabinen, im Mittelpunkt. "Österreich ist ein herausragender Wellnessmarkt", erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Josef Gunsch. Seit einem halben Jahr hat Physiotherm einen wasserdichten Infrarotstrahler auf dem Markt, der in eine Dusche integriert werden kann.

Damit sieht Gunsch Chancen in der gehobeneren Hotellerie. Das Produkt bringe dem Gast einen Zusatznutzen und dem Hotelier gleich zwei: Einerseits werde der Wellnessbereich entlastet, andererseits könne er für derart ausgestattete Zimmer höhere Preise verlangen. "Für den Wellnessbereich allein zahlt niemand mehr", sagt Gunsch. Das Thema Wellness sei ohnehin schon recht abgelutscht, wenn es sogar schon Tees mit dieser Bezeichnung gebe. Dagegen sei Gesundheit ein Megatrend. "Wir haben immer sehr langfristig gedacht und sehen Physiotherm als Marke für Wärme und Medizin", erklärt Gunsch. Pro Jahr würden rund 1,5 Mill. Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Physiotherm setzt jährlich rund 6000 Wärmekabinen ab und schafft damit etwa 30 Mill. Euro Umsatz - die Hälfte davon in Österreich, die andere Hälfte vor allem in Deutschland.

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