Und immer lockt die Eigentumswohnung

Auch 2016 bleibt die Eigentumswohnung der Renner. Gewisse preisliche Schranken sind allerdings zu erkennen. Von einer "Blase" will die Immobilienwirtschaft aber nichts wissen.BERNHARD Schreglmann
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Eigentumswohnungen sind gefragt: Durch Neubau soll Druck aus dem Markt genommen werden.
Eigentumswohnungen sind gefragt: Durch Neubau soll Druck aus dem Markt genommen werden.
SN/bernhard schreglmann

Eigentumswohnungen und kein Ende. Auch 2016 steht diese Immobilienform im Fokus der Interessenten. Das bestätigt auch eine neue Auswertung von ImmoUnited, die auf den Daten aus dem Grundbuch basiert. Für den ÖVI (Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft) ist damit der Trend bestätigt, dass Immobilien nach wie vor die beliebteste Geldanlageform sind.

Der Eigentumswohnungsmarkt stellt demnach mengenmäßig mit rund 40 Prozent das größte Segment am Immobilienmarkt dar und konzentriert sich zu einem überwiegenden Teil auf die städtischen Ballungsräume. Mehr als die Hälfte aller Wohnungskäufe in Österreich wird in den fünf größten städtischen Ballungsräumen Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck inklusive deren Umlandgemeinden erzielt, rund 30 Prozent allein in Wien. Daran wird sich wohl auch in nächster Zeit nichts ändern, denn deren Anziehungskraft bleibt ungebrochen hoch und sie verzeichnen einen hohen Zuzug. "Es wird daher auch weiterhin mit einer konstanten Nachfrage nach Wohnungen zu rechnen sein", erklärt ÖVI-Präsident Georg Flödl.

Im Rekordjahr 2015 wurden insgesamt 50.000 Eigentumswohnungen verkauft, was auch auf Vorzieheffekte der im Jänner 2016 in Kraft getretenen Steuerreform (Erhöhung der Immo-ESt) zurückzuführen ist. Doch die Zahl der Wohnungstransaktionen blieb auch heuer auf hohem Niveau, sowohl die Anzahl als auch das Volumen betreffend.

Ausschlaggebend für die hohen Transaktionszahlen ist nach Einschätzung des ÖVI das ausgeprägte Bedürfnis nach Vermögenswerten in Form von Immobilieneigentum. "Solange die Zinsen so niedrig sind, wird sich an dieser Situation auch nichts ändern", ist Flödl überzeugt.

Doch wer sind in erster Linie die Käufer? "Der Eigennutzer ist und bleibt der größte Nachfrager am Wohnimmobilienmarkt", erklärt Flödl: "Auch bei den Anlegekäufern geht es meist nicht um Einkauf in großem Stil, sondern um eine Einzelwohnung." Der Kauf werde heute auch nicht mehr auf die Nutzung über viele Jahrzehnte hinaus geplant. "Außerdem sind neue Wohnungen jetzt so effizient geschnitten, dass man auch mit weniger Wohnraum das gleiche Wohngefühl hat", betont der Experte.

Allerdings bedingt die Nachfrage von "normalen" Käufern auch eine Nachfrage nach Objekten, die auch finanziert werden können. Bis hin zum Mittelpreissegment ist die Nachfrage sehr hoch und übertrifft vielerorts das verfügbare Angebot, lautet unisono die Einschätzung der regionalen Immobilienexperten. In Innsbruck, Salzburg und Wien sind die mittleren Preise mit Abstand am höchsten.

In der Region Wien lagen die mittleren
50 Prozent aller Wohnungskäufe bei gebrauchten Wohnungen in einer Preisspanne zwischen 2400 und 4000 Euro pro Quadratmeter, neue bzw. neuwertige Wohnungen erzielten zwischen 3300 und 4800 Euro.

In Salzburg lagen die mittleren 50 Prozent aller Wohnungskäufe bei gebrauchten Wohnungen ähnlich wie in Wien in einer Preisspanne zwischen 2400 und 4000 Euro pro Quadratmeter, die Hälfte aller Neubauwohnungen lag jedoch zwischen 3700 und 5000 Euro. Christian Schnellinger, ÖVI Landesstellenleiter aus Salzburg berichtet, dass die Nachfrage nach Eigentumswohnungen im Neubau im höheren Preissegment eingebrochen ist, damit ist die Preiskategorie ab 6000 Euro aufwärts gemeint. Gebrauchte Eigentumswohnungen steigen im Preis stetig, insbesondere Kleinwohnungen, also Garçonnièren und Zwei-Zimmer-Wohnungen im Preissegment unter 250.000 Euro. Besonders in diesem Segment ist die Nachfrage sehr stark. "Es scheint, als hätten die Kleinsparer auch genug von den fehlenden Zinsen", vermutet Schnellinger. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen, Baugrundstücken und Einfamilienwohnhäusern ist wohl in Salzburg auch im nächsten Jahr mit Preissteigerungen zu rechnen. Neubauwohnungen werden eher eine Seitwärtsbewegung erfahren, wie aus dem derzeitigen Nachfrageverhalten abzuleiten ist.

"Es gibt schon eine Art von finanziellen Bruchstellen", ergänzt Flödl zur allgemeinen Situation in Österreich. Natürlich würden auch extrem teure Wohnungen verkauft, aber bei "marktgängigen" Wohnungen liegt die Grenze etwa in Wien bei rund 400.000 Euro. Er sieht daher auch noch keine Hinweise auf eine Marktsättigung in Österreich. Aber woher kommen all die Wohnungen? Flödl verweist vor allem auf die gestiegene Bautätigkeit und hofft, dass dadurch Druck aus dem Markt genommen wird. "Das ist auch unsere Forderung an die Politik: Dass der Neubau etwas durch ein positives Umfeld unterstützt wird."

"Die von der Europäischen Bankenaufsicht vor Kurzem verkündete Risikowarnung hinsichtlich überhitzter Immobilienmärkte teilen wir nicht", betont Flödl. Auch die Nationalbank sehe einen stabilen Immobilienmarkt in Österreich, der zwar größere Steigerungen hinter sich hat, dies aber ausgehend von einem deutlich tieferen Preisniveau als in vielen anderen europäischen Regionen.


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