Taglilien freuen sich über Dauerregen

Die unkomplizierten "Helden" trotzen Wind und Wetter. Zudem blühen Taglilien in vielen Farben.
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Taglilien-Sorten lassen in puncto Blütenfarben keine Wünsche offen. Im Bild „Little Lassie“, eine von mehr als 13.000 Hybridsorten, die in Amerika registriert wurden, diese hier allerdings schon 1972. <br>
Taglilien-Sorten lassen in puncto Blütenfarben keine Wünsche offen. Im Bild „Little Lassie“, eine von mehr als 13.000 Hybridsorten, die in Amerika registriert wurden, diese hier allerdings schon 1972.
SN/sn / schmeikal

Riesengroß ist die Freude über die heurige Witterung nicht. Anfänglich dachte ich: Fein, da werden die fehlenden Winterniederschläge ausgeglichen. Dann: Fein, da werden unsere Wasserreserven wieder aufgefüllt. Später: Eh fein, dass es im Frühling eher kühl und nicht gleich brennheiß daherkommt.

Sie sehen, ich bin ein lebensbejahender Typ, der rasch an jeder Situation das Gute sieht. Aber mittlerweile denke ich nur noch: Genug! Und ich habe die leise Hoffnung, dass es schon recht sommerlich ist, wenn diese Zeilen erscheinen.

"Des einen Leid, des anderen Freud" - oder umgekehrt. Das besagt ein Sprichwort, das nur allzu wahr ist. Denn es gibt tatsächlich Pflanzen, die mit dem Wetter der vergangenen Wochen glücklich waren. Das sind die Taglilien. Sie waren schon öfter Gegenstand dieser Kolumne, schließlich sind sie unkomplizierte Dauerhelden, die überdies noch schön blühen.

Hemerocallis sind in Mitteleuropa und Ostasien beheimatet. Sie sind bei uns absolut winterhart und kommen auf jedem Boden durch. Richtig schön werden sie, wenn sie fetten, gerne auch feuchten Gartenboden geboten bekommen.

Wer eine Taglilie pflanzt, kann davon ausgehen, dass sie einen überleben wird. Wie viele langlebige Stauden brauchen auch Hemerocallis einige Jahre, bis sie richtig in die Gänge kommen. Daher nicht gleich die Geduld verlieren, wenn sich neu gepflanzte Exemplare im Folgejahr nur mäßig entwickeln. Bis die Rhizome kräftige Blattbuschen treiben, kann es ein paar Jährchen dauern. Ist es allerdings so weit, haben sie durchaus Verdrängungspotenzial. Neben einer Taglilie haben andere Stauden ein hartes Leben. Recht übergriffig lässt sie nämlich ihre schwertförmigen Blätter überhängen und raubt den Nachbarn damit Licht und Luft. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Taglilien sind schon viele Stauden verkommen.

Wer seine braunrote Taglilie, die peu à peu die gesamte Beetfläche übernommen hat, nicht mehr anschauen kann: nur raus damit! Hemerocallis fulva ist ein harter Knochen für unwirtliche Extremstandorte (z. B. unter Bäumen). Es gibt auch viele wirklich schöne Sorten, deren Wuchsfreude besser gezähmt wurde: "Frans Hals" mit zweifarbigen Blüten in Gelb und Orange finde ich immer schön. Auch "Bonanza", eine gelbe großblumige Sorte mit rotem Stern, ist attraktiv für Freunde warmer Farben. Aber auch wer lieber in kühlen Rosatönen schwelgt, findet passende Sorten: "Summer Wine" oder die cremefarbige "Pandoras Box". Wer sich bei Hemerocallis kundig macht, merkt schnell, dass eine Vielzahl an Sorten aus Nordamerika kommt, obwohl es Taglilien dort ursprünglich gar nicht gegeben hat. Das hängt mit der großen Mobilität der Amerikaner zusammen. Taglilien sind dort die Friedhofspflanzen Nummer eins. Sie werden am Grab gepflanzt und können dann jahrelang sich selbst überlassen werden - etwa wenn die Angehörigen weggezogen sind.

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