Sanierung trotz Denkmalschutz?

Althaussanierung. Um Altbestand richtig zu sanieren, sind ein ausgeklügeltes Konzept und eine exakte Bauausführung notwendig.
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Denkmalschutz: Das Salzburger Landestheater wurde dennoch von Grund auf baulich saniert.
Denkmalschutz: Das Salzburger Landestheater wurde dennoch von Grund auf baulich saniert.
SN/robert ratzer

Denkmalschutz und Altbausanierung, wie passt das zusammen? Dieser Frage gehen Experten, Hersteller und Bauherren schon seit vielen Jahren nach. Denn die 08/15-Sanierungen kommen in der Regel nicht infrage, weil man etwa auf historische Fassaden, Kirchen oder Burgen keinen Vollwärmeschutz aufkleben kann. Einer der großen Hersteller ist Saint-Gobain Weber, der verschiedene Materialien und Techniken anbietet. Wichtigste Vorgabe: Es gibt keine fixe Vorgabe!

"Es geht immer erst um eine Bestandsaufnahme", sagt Friedrich Häuserer, bei Saint-Gobain für Westösterreich zuständig: "Welche Untergründe habe ich? Meist sind das Mischungen." Dazu stelle sich die Frage, welche Anstriche oder Putze in welcher Zusammensetzung vorlägen. "Oft stoßen wir auf Innendämmungen aus den Siebzigerjahren", erzählt Häuserer. Auch die Frage Trockenbau oder Massivbau stellt sich.

Das zweite Hauptthema ist die Feuchtigkeit. Wie viel Feuchtigkeit gibt es im Mauerwerk, woher kommt sie und bis wohin reicht sie? All diese Fragen seien im Vorfeld zu klären. Denn Feuchtigkeit kann von unten kommen, was bei alter Bausubstanz häufig der Fall ist, aber auch von Dachabläufen, undichten Fensterbänken oder von Kondensationsfeuchtigkeit. "Hier spielt die Nutzung eine große Rolle. Wozu wird ein Bereich von wem auf welche Weise genutzt?", nennt der Experte typische Fragen im Vorfeld.

Die Frage der Nutzungsform stellt sich besonders im Keller. Wird er als Lager benutzt, als Archiv oder als Fitnessraum? Hier kommen die Zusatzfaktoren Luftfeuchtigkeit, Temperatur oder Heizung ins Spiel.

Wenn Feuchtigkeit in der Wand zu finden ist, braucht es eine genaue Analyse. Dafür müssen Proben entnommen werden, und zwar an verschiedenen Messpunkten. "Dazu werden fünf bis zehn Zentimeter tiefer Löcher in die Wand gestemmt, das entnommene Material wird luftdicht verpackt und ins Labor geschickt", erklärt Häuserer. Dort wird der Grad der Feuchtigkeit gemessen und auch, welche Salze in welcher Konzentration vorkommen. Die Messpunkte sind auf Bodenniveau, in einem Meter Höhe und 1,50 bis 1,70 Metern Höhe. Dadurch lässt sich feststellen, wie weit die Feuchtigkeit aufsteigt. Sollte es sich bloß um Kondensationsfeuchtigkeit handeln, ist das ebenfalls schnell festgestellt.

"Sehr häufig ist es so, dass in alten Gebäuden schon zigmal herumprobiert wurde. In den Siebziger- und Achtzigerjahren hat man harte Zementputze aufgetragen. Die haben zwar dichte Oberflächen, dahinter steigt die Feuchtigkeit aber noch höher", weiß Häuserer. Vor so einem Problem sei man etwa bei der Sanierung des Salzburger Landestheaters gestanden.

Sind die Bestandsaufnahmen einmal durchgeführt, ist der nächste Schritt die Ausarbeitung eines Sanierungskonzepts mit konkreten Empfehlungen, wie man künftig ein Gebäude wieder vollständig nutzen kann. Häuserer: "Darin befinden sich dann auch die Beschreibungen für jeden einzelnen Arbeitsgang."

Stehe das Haus unter Denkmalschutz, sei zudem abzuklären, welche Materialien zum Einsatz kommen dürften. Besonders wichtig sei es dann, die Arbeiten der beauftragten Baufirmen genau zu kontrollieren. "Ein Konzept zu haben bedeutet noch nicht, dass die Ausführung auf der Baustelle richtig ist", warnt der Experte. Deshalb bietet sein Unternehmen nicht nur Sanierungskonzepte an, sondern auch Schulungen für die Mitarbeiter der Firmen.

Gerade beim Thema Feuchtigkeit sei hier genauestens vorzugehen. Häuserer: "Es gibt schon Sanierungsputze, die schnell eine trockene Oberfläche schaffen, aber das Urproblem ist damit nicht gelöst." Vor allem wenn der Denkmalschutz nicht alles zulasse, seien etwa Kalkporenputze anzuraten. Darauf könnten sich Salze ablagern, ohne die Oberfläche zu zerstören. "Das umfasst allerdings die Notwendigkeit von Wartungsintervallen", räumt Häuserer ein.

Das Urproblem könne nur eine Mauertrockenlegung lösen, sodass keine nachschiebende Feuchtigkeit mehr eindringen kann. Oft passiert das in Form einer Bauwerksabdichtung von außen, wofür das Erdreich abgegraben werden muss. Danach trocknet das Mauerwerk nach und nach ab.

Ist das nicht möglich, lassen sich bei Vollziegelbauten Horizontalsperren einbauen. Dafür werden Löcher gebohrt und ein Injektionsgel eingepresst. Nach ein bis zwei Jahren kann das Mauerwerk so komplett trockengelegt werden. Salzablagerungen treten dabei heraus, daher braucht man Materialien, wo sich das Salz ablagern kann. Ist die Oberfläche "dicht", etwa durch falsche Putze oder Dispersionsfarben, kann die Sanierung nicht glücken.

Beim Thema Luftfeuchtigkeit hingegen sind andere Maßnahmen gefragt. Ist sie zu hoch, entsteht Schimmel, das ist bei den luftdichten Neubauten beispielsweise eine große Gefahr. Ausreichende Lüftung ist hier der einzige Weg, die Feuchtigkeit abzutransportieren und zu verhindern, dass sie sich am Mauerwerk niederschlägt.

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