Mehr urbanes Leben schaffen

Die ÖVP ortet "verlorene Räume". Das Erdgeschoß werde bei Neubauten oft nicht optimal genutzt.
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Lucas Amesberger führt seit einem halben Jahr die Trumerei im Stadtwerk Lehen.
Lucas Amesberger führt seit einem halben Jahr die Trumerei im Stadtwerk Lehen.
SN/strübler

"Lehen hat dringend ein urbanes Lokal gebraucht", sagt Lucas Amesberger. Der Gnigler führt die Trumerei im Stadtwerk Lehen. "Es war wichtig, dass hier am Areal etwas passiert. Die Leute sagen uns oft, wie froh sie sind, dass es so was wie uns hier gibt", sagt Amesberger. Während mittags vor allem Bewohner und Mitarbeiter der im Stadtwerk angesiedelten Einrichtungen kämen, seien an den Abenden Menschen aus der ganzen Stadt im Lokal. "Da sitzt der Anwalt neben dem Hipster."

Derart gute Beispiele sind eher selten. Häufig stehen Geschäftsflächen im Erdgeschoß von mehrstöckigen Gebäuden leer oder werden fahrlässig als Rad garagen oder Waschküchen verwendet. ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs spricht von "verlorenen Räumen". Ihm ist es ein Anliegen, diese Sockelzonen bei Neubauten besser zu nutzen: für klein strukturierte und wohnungsnahe Unternehmen. "Freiberufler, Nahversorger, Bäcker, Gründer, Friseur- oder Blumenladen", zählt Fuchs auf: "Eine großflächige Betriebsansiedlung ist ohnedies nicht mehr möglich, also sollten wir in den hochwertigen Dienstleistungssektor gehen." Deshalb hat er einen Antrag gestellt, dass Wirtschaftsservice, Stadtplanung und gemeinnützige Wohnbauträger ein Konzept für die betriebliche Nutzung von Sockelzonen entwickeln.

SPÖ-Klubchef Bernhard Auinger signalisiert Zustimmung: "Wir unterstützen diesen Antrag. Es ist uns aber sehr wichtig, dass schon bei der Projektplanung klar ist, welches Gewerbe in die Sockelzonen kommen soll."

Dem Vernehmen nach spießt es sich häufig an den gemeinnützigen Bauträgern. Sie würden seitens der Stadt oft eine "Vermietungsgarantie" fordern - worauf sich diese nicht einlassen wolle. Im Übrigen hätten sie erprobte Konzepte in der Schublade, sich mit betrieblicher Nutzung auseinanderzusetzen, würde zusätzliches Know-how und Risiko erfordern, heißt es aus gut informierten Kreisen.

"Eine Vermietungsgarantie wäre schön, wir fordern sie aber nicht", sagt Christian Wintersteller, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen. Die Stadt bestimme normalerweise mittels Widmungsfestlegungen, ob im Erdgeschoß eine geschäftliche Nutzung vorzusehen sei oder nicht. "Diese Entscheidung trifft der Bauherr nicht allein", so Wintersteller.

Etwas anders sieht das Michael Klock vom Büro Johann Padutsch (BL): "Ich kann mit baurechtlichen Gegebenheiten niemandem vorschreiben, dass er Geschäfte machen muss."

Zu regeln wäre eine städtebaulich vernünftige Nutzung der Sockelzonen laut Christoph Fuchs über einen Raumordnungsvertrag zwischen Stadt und Grundeigentümer. Damit bekämen die Bauträger striktere Vorgaben. Jüngste Negativbeispiele sieht Fuchs im Sternbräu und den Neubauten an der Ignaz-Harrer-Straße. "Auch an der Rauchmühle wäre am Bahngleis eine Büronutzung sinnvoller gewesen und bei der Riedenburgkaserne bleiben für die Betriebe ebenfalls nur ein paar Flächen an der Neutorstraße übrig." Beim Stadtwerkeareal in Lehen sei vom Reißbrett aus designt worden, ohne die Bedürfnisse der Betriebe zu hinterfragen. Heute siedeln dort viele von der öffentlichen Hand subventionierte Vereine und Kultureinrichtungen. Fuchs: "Man hat sich bemüht, ist aber grandios gescheitert." Eine Sichtweise, die Trumerei-Wirt Lucas Amesberger wohl nicht teilt.


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