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Leise und effizient arbeiten

Lärm stört und macht krank. Eine Verringerung der Geräuschquellen in Gebäuden verbessert daher die Lebensqualität der darin arbeitenden Menschen ganz erheblich.

Sprache stört in der Arbeitsumgebung am meisten die Konzentration.
Sprache stört in der Arbeitsumgebung am meisten die Konzentration.

Lärmempfindlichkeit ist in hohem Maß individuell. Extrovertierte Menschen tolerieren mehr Lärm als introvertierte, auch die aktuelle Tagesverfassung hat Einfluss auf die Wahrnehmung. Doch bei all dieser Unterschiedlichkeit gilt für beide: Ein hoher Geräuschpegel beeinflusst den Stresslevel und die Herztätigkeit und das hat die Natur genau so vorgesehen.

Das menschliche Ohr ist ursprünglich darauf programmiert, dass wir uns in freier Natur aufhalten, wo es keine Reflexionen gibt, wo sich der Schall mit der Entfernung verflüchtigt. Der durchschnittliche Schallwert liegt hier bei 55 bis 60 dB, was etwa zartem Blätterrauschen, Regen und ein bisschen Wind entspricht. Tauchen unerwartete Geräusche auf, löst das Ohr Alarm aus, der Puls steigt und die Reaktionsfähigkeit wird erhöht. So kann schneller geflüchtet oder in den Angriff übergegangen werden. Das ist der ursprüngliche Plan der Natur, und deshalb ist diese physiologische Reaktion auch bei allen Menschen bis heute gleich.

Allerdings halten sich die Menschen im 21. Jahrhundert zu 90 Prozent in geschlossenen Räumen auf. Die umgebenden Geräusche werden durch Reflexionen an harten Wänden immer lauter, die Personen befinden sich - rein physiologisch - in permanentem Alarmzustand. Die Konsequenz sind Dauerbelastung durch erhöhten Puls und weitere gesundheitliche Konsequenzen.

Aufgrund der außergewöhnlichen Bedeutung guter Akustik beschäftigt sich beispielsweise der Schallschutzspezialist Ecophon vorrangig mit Büro- und Verwaltungsgebäuden, Schulen und Kindergärten, Spitälern und Rehazentren. "Von einem kleinen Büro mit mehreren Schreibtischen bis zum Turnsaal einer Schule können wir mit unseren Elementen überall zu einer individuell spürbaren und technisch sowie physiologisch nachweisbaren Verbesserung der Raumakustik beitragen", erklärt dazu David Lasselsberger von Ecophon Österreich.

Sogenannte Akustikplatten bestehen aus Glaswolle, die mit einem Vlies kaschiert und mit Stoffen bespannt sind. Die Oberfläche der Platten ist so gestaltet, dass sie den Schall direkt in den Kern weiterleitet und damit absorbiert.

Wichtig bei Schallschutzlösungen ist vor allem der Bereich der Sprachfrequenzen, also der Hörbarkeit und der Verständlichkeit. Dieser Bereich liegt zwischen 500 und 4000 Hertz. Entscheidend ist, dass das Ohr Sprache sehr unterschiedlich wahrnimmt und etwa Konsonanten und Vokale sehr unterschiedlich aufgenommen werden. Die Kunst guter Akustiker ist, beides in ein ausgewogenes Verhältnis zu setzen. Ob das gelingt, hängt einerseits von den Schallabsorbern ab und andererseits von ihrer Anordnung.

Zahlreiche Studien über die akustischen Herausforderungen etwa in Schulen haben dazu detaillierte Ergebnisse gebracht. Zwei deutsche Arbeiten etwa geben konkret Auskunft, wie sich eine akustische Sanierung auf Lehrer und Schüler auswirkt. Gemeinsam mit der Universität Bremen hat Ecophon im Rahmen der Studie "Arbeitsbelastung von Lehrerinnen und Lehrern" nachgewiesen, dass der Puls der Lehrer nach der akustischen Verbesserung eines Klassenraums signifikant sinkt und um zehn Schläge pro Minute niedriger liegt als davor. Wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Dauerbelastung handelt, lassen sich die gesundheitlichen Auswirkungen erahnen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch medizinisch nachweisen.

Wenn Akustik und Sprachverständlichkeit in einem Raum besser sind, dann sprechen die Menschen automatisch leiser. So verstärkt sich der technisch durch die Akustikplatten erzielte Effekt von ganz allein.

Eine Studie der Universität Oldenburg hat die positiven Auswirkungen eines niedrigeren Geräuschpegels auf die Schüler gemessen. Nach der akustischen Sanierung des Klassenraums konnten eine deutlich bessere Konzentrationsfähigkeit und eine merkliche Verringerung der Fehleranfälligkeit bei den Schülern nachgewiesen werden. Die Fehlerquote im Kurzzeitgedächtnis sank um zehn Prozent, bei Ansagen/Diktat um sieben Prozent. "Noch stärker ist dieser Effekt bei der Vermeidung von Logikfehlern, wie im Mathematikunterricht", erklärt Lasselsberger. "Um logisch denken zu können, muss man sich besonders stark konzentrieren und das geht bei guter Akustik wesentlich besser."

Mit dem Siegeszug der Großraumbüros haben die Themen Schallschutz und Akustik auch in Verwaltungsgebäuden maßgeblich an Einfluss gewonnen. Aus Messungen und Befragungen weiß man, dass Sprache die Konzentration des Menschen stärker stört als diffuse Geräusche und dass höhere Töne wie das Klingeln eines Handys stärker irritieren als tiefe. Beides unterbricht den Denkprozess, Mitarbeiter müssen danach erst wieder in die Konzentration zurückfinden, was Energie kostet.

Menschen, die diese Störungen vermeiden wollen, flüchten entweder ins Home-Office, in ruhigere Zonen, machen öfter eine Pause, tragen Headphones oder wechseln den Schreibtisch. All das führt zu Reibungsverlusten im Team und in der Effizienz.

Gemeinsam mit der Universität Stockholm hat Ecophon Schweden das Geräuschaufkommen in einem Bürogebäude, in dem 151 Menschen auf zwei Ebenen arbeiten, vor und nach einer schalltechnischen Verbesserung untersucht. Die Effekte waren eindeutig: Die Störung durch Sprache konnte um 21 bis 25 Prozent, die des schallbedingten Stresspegels um elf Prozent verbessert werden.

"Gute Akustik verbessert also nachweislich die Konzentrationsfähigkeit und damit in weiterer Folge die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse. Eine Investition, die sich bezahlt macht", argumentiert Lasselsberger. Und er führt noch weitere Zahlen ins Feld: "Im Betrieb eines durchschnittlichen Bürogebäudes entfallen ein Prozent der Kosten auf Energie, neun Prozent auf die Miete, aber 90 Prozent auf Personalkosten. Hier haben wir also den stärksten Hebel für Rentabilität bei vergleichsweise geringen Investitionen."