Hanf trifft Hopfen

Nachhaltigkeit spielt bei der Salzburger Stieglbrauerei eine große Rolle. Deshalb wurde das Verwaltungsgebäude mit Hanf gedämmt, einem Produkt heimischer Bauern.
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Das Stiegl-Verwaltungsgebäude wurde mit Hanf gedämmt. Capatect
Das Stiegl-Verwaltungsgebäude wurde mit Hanf gedämmt. Capatect
SN/sn / capatec

Baukunst trifft Braukunst. So könnte man ein Schlagwort bemühen. Oder auch: Hanf trifft Hopfen. Botanisch sind beide miteinander verwandt und seit Langem aufs Engste mit der Menschheitsgeschichte verbunden. Hanf wird als Lebensmittel (Hanfnüsse) sowie als Werkstoff (Hanffasern) seit mehr als 10.000 Jahren von Menschen verwendet, Hopfen als Rohstoff wird ähnlich lang kultiviert und zu Bier verbraut.

Als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte - das Schiff ausgestattet mit Hanfseilen und Segeln aus Hanf und Leinen - wurde in Salzburg die Brauerei "Das Haus Bey der Stiegen", also die heutige Stieglbrauerei gegründet. "Nachhaltiges Denken und Handeln zahlen sich aus, denn richtige Investitionen kommen immer zurück", erklärt Stiegl-Eigentümer Heinrich Dieter Kiener und ergänzt, er lege großen Wert darauf, mit heimischen Unternehmen zusammenzuarbeiten, die die Stiegl-Philosophie verstünden. Deshalb wurde bei der Sanierung des Verwaltungsgebäudes zur Dämmung Hanf verwendet. Die Hanffasern für das Dämmsystem von Capatect stammen wie die Rohstoffe fürs Stiegl-Bier von heimischen Bauern und haben herausragende ökologische, baubiologische und bauphysikalische Eigenschaften.

Die Pflanzen binden bereits beim Heranwachsen große Mengen an CO2, sind extrem genügsam, brauchen weder Dünger noch Pestizide und überzeugen als Dämmplatten durch hervorragende Dämm- und Schallschutzwerte.

"Dr. Kiener wollte für die Fassade ein alternatives Dämmprodukt, um die umweltbewusste Philosophie des Hauses Stiegl zu unterstreichen", erzählt Robert Eppacher, Geschäftsführer der ausführenden Stockinger & Rheinthaler Bau GmbH. "In einem Wettbewerb konnten wir mit dem Produkt Hanfdämmung voll überzeugen, weil alle erkannt haben, wie viele Parallelen die wunderbaren Rohstoffe Hanf und Hopfen aufweisen", freut sich Eppacher, der in Salzburg schon mehrere Projekte mit Hanf erfolgreich umgesetzt hat.

"Dämmen mit Hanf braucht Idealismus und Know-how für die Verarbeitung. Das Wissen kommt von Capatect und wird in Schulungen vermittelt. Die Erfahrung kommt aus der Praxis. Die haben wir uns erarbeitet", ergänzt der Bauexperte, "und die Emotion kommt von begeisterten Menschen, die den Rohstoff Hanf in seiner Gesamtheit zu schätzen wissen."

Der imposante rechteckige Bau im Zentrum des Brauerei-Areal in Salzburg-Maxglan stammt aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Eine thermische Sanierung war fällig. Die Anbringung der Hanfdämmung wurde in zwei Abschnitten mit 640 Quadratmetern in einem ersten und mit 700 Quadratmetern in einem zweiten Bauabschnitt durchgeführt. Angebracht wurden die Dämmplatten mit einem speziellen Kleber. Die mineralische carbonfaser-verstärkte Armierungsmasse sorgt für Aufprallschutz und Festigkeit, ein rustikaler Strukturputz auf Silikonharzbasis bildet den Abschluss des Fassadensystems.

Gleichzeitig erfolgte eine energetische Optimierung durch Tausch der Fenster mit Wärmeschutzverglasung. Fenstertausch und Vollwärmeschutz beim Bürogebäude mittels Hanfdämmung bringen laut Stiegl-Nachhaltigkeitsbericht 2015 eine CO2-Ein-

sparung von 50,87 Tonnen pro Jahr.


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