Evergreen Immobilie

Immobilien sind weiterhin heiß begehrt.Preise und Trends sind in Österreich teilweise ganz unterschiedlich. Preisrückgängen in manchen Bundesländern stehen massive Erhöhungen andernorts gegenüber.
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Vor allem in Wien leben die meisten Menschen in Mietwohnungen. 
Vor allem in Wien leben die meisten Menschen in Mietwohnungen. 
SN/bernhard schreglmann

Auch 2015 war wieder ein Jahr der Immobilien. "Immobilien waren auch im Vorjahr als Anlage heiß begehrt", sagt Georg Edlauer, Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), "trotz anhaltender Nachfrage gehören extreme Preissteigerungen jedoch der Vergangenheit an, kommen doch wieder mehr Immobilien auf den Markt."

Mehr Investitionen in Immobilien würde sich der Fachverbandsobmann jedenfalls in Hinblick auf die vor allem in Ballungszentren benötigten Wohnungen wünschen. Allein zum jetzigen Zeitpunkt fehlen in Wien schon mehr als 10.000 Wohnungen. Und jedes Jahr kommt ein weiterer Fehlbestand von zumindest 5000 Wohnungen dazu. "Finanzierbares Wohnen kann nur durch ein größeres Wohnungsangebot erfüllt werden", sagt Edlauer, "der Markt macht den Preis."
Baugrundstücke
Moderat haben sich österreichweit neuerlich die Preise für Baugrundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser entwickelt. Den höchsten Anstieg gab es mit einem Plus von 5,1 Prozent im Bundesland Salzburg, am wenigsten stiegen die Preise für Baugrundstücke mit einem Plus von 1,5 Prozent in Tirol. Absoluter Preis-Spitzenreiter war erneut Wien, am günstigsten waren Baugrundstücke in der Steiermark.
Einfamilienhäuser
Auch bei Einfamilienhäusern gab es nur moderate Preissteigerungen, die höchsten mit 3,5 Prozent in Tirol sowie 3,3 Prozent in der Steiermark. Keine allzu großen Sprünge machten im Beobachtungszeitraum die Preise von Reihenhäusern: Sie waren nach wie vor in der Steiermark am niedrigsten, die höchsten Preise wurden in Wien erzielt.
Eigentumswohnungen
Deutliche Unterschiede zeigen sich hingegen im Bundesländervergleich bei Eigentumswohnungen im Erstbezug: Während in Tirol die Preise mit 4,7 Prozent am stärksten gestiegen sind, hat es in Niederösterreich einen deutlichen Preisrückgang um sechs Prozent gegeben. Bei gebrauchten Eigentumswohnungen hat sich der Höhenflug der Preise weiter eingebremst. Ausnahme ist Tirol, wo die Durchschnittspreise in diesem Segment um 10,2 Prozent zugelegt haben.
Mietwohnungen
Nur wenig Bewegung war bei den Preisen für Mietwohnungen (freier Mietzins) zu beobachten: Am niedrigsten waren die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter in Kärnten, am höchsten in Wien. Platz zwei belegte in diesem Ranking Vorarlberg.
Gewerbeimmobilien
Nur wenig Bewegung habe es auf dem Büroimmobilienmarkt gegeben, erklärte Fachverbandsobmann-Stellvertreter Reinhold Lexer. Hätten sich im Preisspiegel 2015 noch teils deutliche Preiszuwächse gezeigt, so seien es im diesjährigen nur marginale Steigerungen oder gar Rückgänge. Eine deutliche Trendumkehr gab es beispielsweise am niederösterreichischen Büroimmobilienmarkt: Legten hier zuletzt die Durchschnittspreise mit 14,6 Prozent deutlich zu, wurde nun im Bundeslanddurchschnitt ein Rückgang von 6,1 Prozent verzeichnet.

Wien wächst stark - starke Zuwanderung

"Wien ist eine sehr stark wachsende Stadt mit einer Zuwanderung von mehr als 80.000 Personen und einer Abwanderung von 50.000 bis 60.000 Personen, nicht berücksichtigt die Personen, die innerhalb von Wien umziehen", sagt Wiens Fachgruppenobmann Michael Pisecky. Dies zeige, dass zwölf bis 15 Prozent der Wiener Bevölkerung pro Jahr, was ihre Wohnung betreffe, in Bewegung seien.

Nach wie vor ist der Wiener Markt geprägt von einem hohen Anteil an Mietwohnungen, er liegt bei rund 80 Prozent. Davon mache der soziale Wohnbau mit preisgeregelten Mieten einen Großteil aus. "Darüber hinaus sind auch im privaten Wohnbau 70 Prozent der Wohnungen preisgeregelt", sagt Pisecky. Gebrauchtwohnungen in Wien haben aufgrund der hohen Preise im Neubau noch immer Luft nach oben. "Insgesamt sind günstigere neue Projekte notwendig, was sicher nur mit geänderten Rahmenbedingungen die Baukosten und vor allem die Grundkosten betreffend geht. Hier sind Lösungen dringend erforderlich, unsere Vorschläge dafür liegen vor", unterstreicht Pisecky.

Der Wiener Zinshausmarkt setzt seine Erfolgsgeschichte fort: Nach Recherchen der Wiener Otto Immobilien Gruppe betrug der Vorjahresumsatz mit Stichtag 13. Juni 2016 deutlich mehr als eine Milliarde Euro. Impulsgeber für die starke Entwicklung auf dem Zinshausmarkt seien die Anhebung der Immobilienertragsteuer, günstige Finanzierungsmöglichkeiten sowie fehlende sichere Anlageformen, erläuterte Eugen Otto.

Teils deutlich zugelegt haben seit dem ersten Halbjahr 2015 die Preise außerhalb des Gürtels mit Ausnahme des 13., 18. und 19. Bezirks. Bei den Preisen in den innerhalb des Gürtels gelegenen Bezirken sieht man Seitwärtsbewegungen bzw. einen Rückgang der Mindestpreise. Der höchste Zuwachs bei den Maximalpreisen wurde im 10. und 11. Bezirk mit plus 28 Prozent verzeichnet. Den größten Anstieg bei den Mindestpreisen registriert Otto Immobilien im 21. und 22. Bezirk mit rund 33 Prozent. Im 10., 11. und 15. Bezirk erhöhten sich die Mindestpreise um jeweils 25 Prozent.

"Die niedrigsten Einstiegspreise sind zwar weiterhin in den Bezirken außerhalb des Gürtels zu finden, aber üblicherweise wird kein Zinshaus mehr unter 1000 Euro pro Quadratmeter veräußert", rechnet Zinshausexperte Otto vor. Weitere interessante Details: Privatpersonen waren mit rund 35 Prozent bei den Käufen und 55 Prozent bei den Verkäufen diesmal besonders stark vertreten.

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